Das Leben war kurz. Es genügte gerade, um den als richtig erkannten Weg bis ans Ende zu verfolgen; nicht, um alle die Wege zu gehen, auf denen andere gingen.
John Henry Mackay
Mein Leben war 34 Jahre lang bestimmt vom Etatismus. Als ich 1992 erstmals die Schule verlassen durfte, überließ ich mein Schicksal der Groß-Industrie. Meine Ausbildung beendete ich 1995 vorzeitig mit Auszeichnung.
Ich kam anschließend sehr schnell mit Kollegen in Kontakt, die von Zeitarbeitsfirmen beschäftigt wurden, obwohl sie deutlich erfahrener waren als ich.
Nachdem ich ein paar Monate von einem Bauleiter kommandiert wurde, der erbärmlich krank war von Stress, bot mir mein Vater Hilfe an. Er verschaffte mir schließlich einen neuen Bauleiter, dessen formaler Auftraggeber er war. Bereits während meiner Ausbildung leitete dieser mein Praktikum: Der fleißige, hoch geschätzte, gütige Franjo Kičić.
Fünf Jahre lang erarbeitete ich mir großes Vertrauen. Franjos Führungsstil war inspirierend. Er bot mir in diesen Jahren gar an, eines Tages die Bauleitung zu übernehmen; sein Ruhestand rückte bereits in greifbare Nähe. Doch irgendetwas stimmte nicht.
Ein Jahr bevor ich die Firma verließ unterstützte ich eine kleine Firma bei der Herstellung eines Werbetrickfilms [video embed]. Ich hatte diese einige Jahre zuvor kennen gelernt, da dessen Eigentümer, Frank Z., Equiment und einen Mitarbeiter zur Unterstützung eines Benefiz-Projektes sozusagen frei stellte, an dem ich (noch schulpflichtig) beteiligt war.
Die Firma schloss sich zu der Zeit mit dem Filmemacher Olaf S. zusammen und baute damit eine Brücke zwischen West-Berliner Medienproduktion und der Babelsberger Film-Industrie.
Ich hatte meine wöchentliche Regelarbeitszeit im Konzern bereits ein Jahr lang um einen Tag reduziert, da ich glaubte mit Freunden aus dem Benefiz-Projekt einen Werbe-Firma entstehen lassen zu können. Als mir die Babelsberger Firma für 2001 eine feste Stelle anbot, sagte ich zu und kündigte dem Konzern.
Ich wechselte aus einem gewerkschaftlichen West-Tarifvertrag in einen privaten Ost-Vertrag und hatte gut zwei Jahre lang eine tolle, erfahrungsreiche Zeit. In diesen Jahren lernte ich auch meine erste Frau kennen, deren tschechischen Familiennamen ich einst annahm.
Die Firma existierte jedoch zu der Zeit mehr dank staatlicher Förderung und Bankkredit, als von Kundennachfrage, und als die Verhandlungen um einen Anschlusskredit für 2003 scheiterten, musste ich gehen.
Orientierungslos geblieben machte ich zahlreiche Erfahrungen mit dem Amt für Arbeitsbeschaffung, von dem ich heute nicht recht weiß, wie es sich selbst eigentlich nennt.
Ich bemühte mich um Selbständigkeit, machte eine mehrmonatige Weiterbildung bei Stefan Netzschwitz, und arbeitete zwei(?) Monate lang steuerfrei als Dozent bei eben jener Einrichtung, die sich zuvor dank meiner Arbeitslosigkeit finanzierte.
Nachdem ich nun noch das damalige Überbrückungsgeld einstrich, doch stets mehr Fragen aufkamen, als ich zu beantworten wusste, erinnerte ich mich an meinen Freund und Arbeitskollegen David Pogrzeba. Er hatte auf dem Zweiten Bildungsweg gerade sein Abitur bestanden und machte sich auf zu neuen Wegen. Ich hatte mich zuvor bereits an Davids Schule informiert, doch die Fristen zur Anmeldung passten nicht in mein Leben. Diesmal jedoch passte alles, und so begann ich im Januar 2005 mit einer sechsmonatigen Eingewöhnung und wurde im September das zweite Mal in meinem Leben schulpflichtig.
Es war selbstverständlich freiwillig, soweit von Freiwilligkeit überhaupt die Rede sein kann, wenn man soziale Anerkennung und ein Dach über dem Kopf nur erhält, wenn man Konformität zeigt. Ich hatte zu keiner Zeit Worte dafür, was mir widerfuhr, selbst wenn ich es zu umschreiben versuchte.
Mit einiger Mühe und wenig Not machte ich im Juni 2008 mein Abitur, vergeudete dabei mehr als drei Lebensjahre meiner knappen Zeit und sorgte erneut für die Finanzierung vieler "hilfsbereiter" Menschen, die dank der Einrichtung leben und arbeiten. Anschließend wechselte ich ohne zu zögern an die Uni.
Nebenher lernte ich dank meines guten Freundes Caspar Hübinger den amerikanischen Unternehmer und Radiomacher Claude Koerber kennen, und dank ihm einige wichtige Autoren, wie Robert Kiyosaki, Ayn Rand, W. Cleon Skousen, Mortimer Adler und viele viele weitere mehr. Caspar zündete bei mir zudem die Begeisterung, ein Entrepreneur zu sein, indem er mir erfolgreich ein MLM-Unternehmen vorstellte.
Die Ereignisse und Lehrjahre der Uni waren tragischer Natur. Mein steigendes Interesse amerikanischer Kulturen und Sprachen war überschattet von traumatischen Schulerfahrungen. Nach meiner Erfahrung auf dem Zweiten Bildungsweg wurde Erziehungswissenschaft damit meine zweite Wahl. Und nachdem ich auf meine Bewerbung für den Monobachelor von der FU-Berlin eine Absage erhielt, schrieb ich mich in der Uni-Potsdam mit dem Nebenfach "Politik & Verwaltung" ein.
Ich brauchte einige Semester, um zu erkennen, dass Politik- und Verwaltungswissenschaft nicht mehr sind, als ein gut organisiertes Schauspiel. Irritiert von meinen Erkenntnissen beendete ich all meine politischen Aktivitäten. Wahrlich interessiert hätte mich schon damals, was ich später als politische Ponerologie kennen lernte. Eine akademische Karriere ließe sich damit jedoch nicht machen, und auch wenn ich dies erst sehr viel später realisierte, so wurde mir mit zunehmender Kenntnis politischer Betrügereien deren Einfluss auf die akademische Erziehung klar. Mein universitäres Studium der Erziehung erlag damit dem Erkennen des politischen Trugbildes.
Mit frischem Mut und gesteigertem Bewusstsein schrieb ich mich zum 5. Studiensemester im Herbst 2010 ins erste Fachsemester für die überwiegend englischsprachigen Nordamerikastudien an der FU ein. Das breite Themenspektrum gab mir einerseits Gelegenheit, einige gesammelte Erkenntnisse zu bearbeiten und raubte mir andererseits einige Nerven, da Freiraum für eigene Gedanken gar nicht vorgesehen war. Mit dem Eintreffen des Negativbescheides des BAFöG-Amtes, das mich bis dahin teilweise finanzierte und sich als Unterabteilung des Amtes für Arbeitsbeschaffung eignet, beendete ich mein Universitätsstudium vorschnell, reichte Klage am Verwaltungsgericht ein, und setzte meine Studien ohne akademisches Ziel fort.
Auf meine Klage folgte eineinhalb Jahre später eine mündliche Verhandlung und die Ablehnung meines Widerspruchs. Protokoll und Urteil geben eindrucksvoll die rechtliche Situation wieder. Ansehen
Nun, was habe ich gelernt aus all dem?
Im Jahre 1989 fiel die Mauer in Berlin und wurde dann schnell abgetragen und bis auf einige wenige Artefakte bereinigt. Doch die Mauer in meinem Kopf fiel erst 2010, nachdem ich sie über einige Jahre Stein für Stein abtrug, bis alle Widersprüche ausgeräumt waren.
Hinter der Mauer der DDR verbarg sich für mich stets der Sozialismus. Hinter der Mauer im Kopf verbarg sich der Etatismus, und aus gutem Grund hatte mir davon nie jemand erzählt, so dass ich es schließlich alleine herausfand.
Die für meine Zukunft alles entscheidende Erkenntnis lieferte Robert Kiyosaki mit seiner Beschreibung der Cashflow-Quadranten, die grob gesagt alle Erwerbstätigen (und jene die es einmal waren) auf der einen Seite beschreibt als Menschen, die sich an Andere verkaufen, und auf der anderen Seite als Menschen, die in sich selbst investieren, um die Welt zu verändern.
Die Erziehungswissenschaft habe ich mir damit heute bis auf den Bodensatz erschlossen, seit ich mich mit dem vorschnellen Studiengangwechsel im Jahr 2010 zum Freilerner machte. Und seit der Geburt meines ersten Sohnes im selben Jahr werde ich nicht müde, selbsttätig weiter zu studieren und zu lernen, um mir und möglichst vielen anderen Menschen die Vergeudung wertvoller Lebenszeit aufgrund von Zwangsjahren zu ersparen.
Gehorsam tötet
Gehorsam tötet, egal ob blind, vorauseilend oder nach Vorschrift. Jede, einem Gehorsam geopferte Minute, ist totgeschlagene Lebenszeit. Nicht selten mit tödlichen Konsequenzen, die sich dem Ausführenden nicht erschließen und es auch gar nicht sollen.
Ich komme mir manchen Tag vor, als würde ich in einer Waffenfabrik auf Zündempfänger Etiketten kleben. Doch ich werde meinen Beruf nicht aufgeben, solange ich dazu beitragen kann, einige der hergestellten Waffen zu entschärfen und solange ich die Hoffnung haben kann, dass ein paar dieser Blindgänger es durch die Qualitätskontrolle schaffen.
Du findest mich heuer auf www. progand .com
Ich komme mir manchen Tag vor, als würde ich in einer Waffenfabrik auf Zündempfänger Etiketten kleben. Doch ich werde meinen Beruf nicht aufgeben, solange ich dazu beitragen kann, einige der hergestellten Waffen zu entschärfen und solange ich die Hoffnung haben kann, dass ein paar dieser Blindgänger es durch die Qualitätskontrolle schaffen.
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